Ludwigsburg. Es ist eigentlich ganz einfach: Zur Sommerzeit werden die Uhren vor-
und zur Winterzeit zurückgestellt. Trotzdem gibt es jedes Jahr aufs Neue Verwirrung …
Wie heißt es immer so schön an Silvester: „The same procedure as every year.“ Doch nicht nur zum Jahreswechsel passt dieses Zitat, sondern auch zur jährlichen Zeitumstellung. Denn morgen ist es wieder soweit: Da werden die Uhren in der Nacht von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt – und das, obwohl rund 73 Prozent der Deutschen die Zeitumstellungen für überflüssig halten. Aber eine Abschaffung scheitert weiterhin an einem fehlenden EU-Konzept.
Wer hat die Zeitumstellung erfunden?
Über den ganz genauen Ursprung der Sommerzeit ist man sich heutzutage nicht mehr hundertprozentig sicher. Allgemein gilt aber der Brite William Willst als Erfinder der Sommerzeit.
Die Idee kam ihm angeblich bei einem seiner frühmorgendlichen Ausritte, als er bemerkte, dass an sämtlichen Häusern noch die Rollläden geschlossen waren. In seiner Schrift „The Waste of Daylight“ schlug er deshalb 1907 vor, die Uhren jeweils im Sommer vorzustellen. Auf diese Weise sollte man das Tageslicht am Abend noch besser nutzen und Beleuchtungskosten sparen können.
Spart die Sommerzeit wirklich Energie?
Es ist umstritten, ob die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit wirklich einen stromsparenden
Effekt hat. Eine Untersuchung des Energieverbrauchs in privaten Haushalten im US-Bundesstaat Indiana ergab 2008 sogar einen leichten Anstieg. Schuld daran waren ein erhöhter Heizbedarf in den Morgenstunden und ein Mehrverbrauch durch Klimaanlagen in den Abendstunden.
Und auch in Deutschland wurde bisher kein Energiespar-Effekt festgestellt, wie das Umweltbundesamt schon in den 1990er Jahren feststellte.
Seit wann gibt es überhaupt die Sommerzeit?
Erstmals eingeführt wurde die Sommerzeit mitten im Ersten Weltkrieg, allerdings nur vorübergehend: Im Jahr 1916 gingen das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn zur Sommerzeit über, um durch die Nutzung des natürlichen Tageslichts Energie zu sparen.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Deutschland noch andere verschiedene lokale Zeiten, die sich am Stand der Sonne orientierten.
Welche Länder stellen ebenfalls die Uhren um?
Die meisten europäischen Länder kennen die Sommerzeit, ebenso beinahe alle US-Bundesstaaten. Russland schaffte die Zeitumstellung im Jahr 2011 ab und führte bis zum Oktober 2014 die permanente Sommerzeit ein. Dann wurde wieder auf eine permanente Normalzeit umgestellt.
Welche Zeit ist eigentlich die „richtige“ Zeit?
In Deutschland wurde die jetzt gültige Zeitumstellung von der Normalzeit auf die Sommerzeit im Jahr 1980 eingeführt.
Die Sommerzeit wird offiziell als „Mitteleuropäische Sommerzeit“ bezeichnet und die Normalzeit oftmals auch als „Winterzeit“. Das ist aber zumindest offiziell nicht
korrekt.
Was war die „Sommerzeit in der Sommerzeit“?
Für viele Menschen ist die jährliche Umstellung von Winter- auf Sommerzeit schon verwirrend genug. Doch es geht noch verwirrender: In der Nachkriegszeit, zwischen 1947 und 1949, gab es nämlich in Deutschland eine sogenannte „Hochsommerzeit“. Vom 11. Mai bis zum 29. Juni wurden damals die Uhren um eine weitere Stunde vorgestellt. Dieses Zeitchaos wurde vor allem durch die bessere Ausnutzung des Tageslichts legitimiert.
Beeinflusst die Zeitumstellung den menschlichen Körper?
Erwiesenermaßen bringt die Zeitumstellung unseren Biorhythmus durcheinander. Das liegt am Hormon Melatonin, welches den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Seine Ausschüttung passt sich der Zeitumstellung mit einer gewissen Verzögerung an. Dabei fordert die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit den menschlichen Körper mehr als jene im Herbst, weil man plötzlich früher aufstehen muss.
Zum Glück gewöhnen wir uns allerdings in der Regel schnell daran. Währenddessen besteht aber ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko: In deutschen Ambulanzen werden laut verschiedener Krankenkassen in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung über 20 Prozent mehr Patienten mit Herzbeschwerden verzeichnet. Besonders Frauen und ältere Menschen sind dabei gefährdet.
Außerdem soll es laut diverser Studien kurz nach den jeweiligen Zeitumstellungen zusätzlich auch zu rund acht Prozent mehr Verkehrsunfällen kommen. (bom)