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Die Jugend in der Pandemie

Die Jugend in der Pandemie
Auch die Jugendlichen wollen angehört und einbezogen werden.Foto: Alexandra_Koch/pixabay

Die Jugend in der Pandemie: Das Leben der jungen Generation wurde durch die Covid-19-Pandemie auf den Kopf gestellt. Die sonst so behütet erzogene, in einem wirtschaftlich sicheren Umfeld groß gewordene Generation Z hält sich zwar überwiegend an alle Maßnahmen, doch das fällt nicht immer leicht und verlangt ihnen – wie allen anderen auch – teilweise viel ab.

Deutschland ist im Winter Shutdown. Jeglicher Ausgleich zu Schule, Uni und Arbeit fällt weg. Und die Frage, was jetzt eigentlich erlaubt ist und was nicht, ist für viele nicht verständlich. Arbeiten, Schule, Uni? Ja. Freunde sehen? Nein! Die Bundesregierung feiert junge Leute in einem Video fürs Nichtstun. Doch diesem Vorurteil gerecht zu werden, belastet gerade die angesprochene Zielgruppe immer mehr.

Jugend in der Pandemie akzeptiert Maßnahmen

Laut einer Online-Befragung für die TUI Stiftung, halten sich 83 Prozent der Jugendlichen an alle oder überwiegend alle Maßnahmen. Als Motivation dafür nannten 89 Prozent der Befragten den Schutz der Gesundheit anderer. Die Maßnahmen sind hart, aber notwendig. Es bedeutet aber, „Veranstaltungen die der Unterhaltung dienen, werden untersagt“ (Angela Merkel). Somit fällt Feiern gehen, WG-Party schmeißen, Ausgehen in Bar oder Kino, sich beim Vereinssport auspowern oder einfach mal wieder einen Abend mit den Freunden verbringen bis auf weiteres aus. Also auf all das, was Jungsein eigentlich ausmacht und der freien Entwicklung dient, muss die Jugend in der Pandemie verzichten.

Dabei ist es Jugendlichen in der Freizeit besonders wichtig, mit anderen zusammen zu sein und sich auszutauschen. Das stärkt den Selbstwert. Vor allem für Singles oder auch junge Erwachsene, die neu in eine Stadt gekommen sind, ist es schwer neue Menschen kennenzulernen und Kontakte aufzubauen. Die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen in Deutschland hat sich während der Covid-19-Pandemie vermindert – sie berichten vermehrt von psychischen und psychosomatischen Auffälligkeiten wie Stress und Depressionen. Aber auch Angststörungen nahmen zu. Das sind die wesentlichen Ergebnisse der sogenannten COPSY-Studie, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Demnach fühlen sich 71 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen durch die Covid-19-Pandemie belastet.

Lernzeit in der Schule halbiert

Kontakte vermeiden ist in der Schule, Uni oder Arbeit, sowie auf dem Weg dorthin, nahezu unmöglich. In Schulen fehlt es an Lehrkräften, an Räumen und an digitaler Infrastruktur. Viele Schüler und Studenten die sich sonst zum Lernen in Hochschulgruppen getroffen oder sich in die Bücherei zurückgezogen haben, um dort den Ablenkungen Zuhause zu entfliehen, sitzen nun doch zusammen mit der Familie oder WG-Mitbewohnern daheim und kämpfen um jeden Funken Motivation. Bereits im ersten Lockdown hat sich die Lernzeit durchschnittlich halbiert (ifo Institut: Coronakrise halbierte bei Kindern die Zeit für die Schule, 05.05.2020)

Zwar haben WG-Mitbewohner häufig mehr Kontakte, jedoch auch nur, wenn die Mitbewohner nicht gerade wegen Online-Unterricht oder -Vorlesung nach Hause fahren. Die Zimmer bleiben leer und die Bewohner einsam. Man sitzt seit Monaten aufeinander, alle Netflix-Filme wurden schon geschaut und man würde gerne mal wieder neue Gesichter sehen. Für Wohngemeinschaften ist die Beschränkung, jetzt nur noch einen Besuchshaushalt haben zu dürfen, schwer umzusetzen. Die Regeln sind da eher für Familien gemacht.

Was kommt auf die Generation Corona zu? Bereits 64 Prozent der EU-Bürger zwischen 16 und 34 Jahren, hatten schon finanzielle Schwierigkeiten durch die Pandemie (EU-Parlament, 20.11.2020). Wer einen 450 Euro Nebenjob hatte, bekommt kein Kurzarbeiter-Geld. Das Angebot an Studi-Jobs und Praktika ist stark gesunken. Außerdem gibt es in vielen Unternehmen derzeit einen Einstellungsstopp.

Verunsicherung und Zukunftsängste

Arbeitssuchende merken, dass es gerade gar nicht so einfach ist, einen passenden Job zu finden. Ein großes Problem haben auch die, die gerade eine Ausbildung abgeschlossen haben, aber in einer Branche, die durch die Pandemie gefährdet ist. Für die jüngeren Arbeitnehmer läuft es gerade nicht mehr so wie gewohnt – das löst auch vermehrt Ängste und Verunsicherung aus.
Wie für alle, gilt auch für die Jugend in der Pandemie, dass keiner weiß, wie es weitergeht. Es entstehen Zukunftsängste, denn Covid-19 macht Pläne unsicher und unkalkulierbar. Wirtschaftlich trifft die Pandemie die junge Generation durch einen stärker umkämpften Arbeitsmarkt, niedrige Löhne und eine höhere finanzielle Belastung, zum Beispiel durch höhere Mietpreise und Abgaben.

Welche Folgen der Eintritt ins Berufsleben, in der Rezessionsphase, für die junge Generation hat lässt sich noch nicht genau vorhersagen. Jedoch verdienen sie weniger und brauchen teilweise zehn Jahre um diese Lücke wieder aufzuholen. Laut Schätzungen bedeutet ein Verlust von einem Drittel des Schuljahres später drei bis vier Prozent weniger Einkommen. Hinzu kommen die eventuellen psychischen und sozialen Folgen durch die Pandemie. Viele werden vielleicht meinen, die Jugendlichen sollen sich nicht so anstellen. Und es gibt doch ganz andere Probleme, zum Beispiel in der Krankenpflege, Wirtschaft, Gastronomie und Kultur. Doch was die junge Generation beschäftigt, sind nicht unbedingt Luxusprobleme, sondern könnte die Auswirkung für noch nicht vorhersehbare Folgen sein. Genau deswegen ist es gerade jetzt wichtig, auch die Jugendlichen anzuhören und in Diskussionen mit einzubeziehen.
(Katharina Schmidt)

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